Zusatzbeitrag zu meinem Bericht über die Dog Days.

Da ich dem Bericht über die Dog Days nicht seinen Schwerpunkt nehmen wollte, hier ein eigener Beitrag zum Thema Martin Rütters D.O.G.S.
Martin Rütters Franchise wurde auf den Dog Days 2016 durch Dieter Asendorf vertreten, dieser durfte sogar zweimal täglich Vorträge halten.
Ich habe die abendliche Vorführung unter dem Titel „Was möchte mir mein Hund damit sagen?“ am Samstag gesehen, und kann leider nicht sagen dass ich begeistert bin.
Ich hatte mich bereits im Vorfeld ein wenig über Martin Rütters Trainingsphilosophie informiert, in der mir besonders folgendes Zitat auffiel:

„Jeder Hund braucht diese Führung, da Hunde nur in hierarchischen und keinesfalls in demokratischen Sozialstrukturen zufrieden und ausgeglichen leben können.“

Das ist leider völlig veraltetes und falsches Wissen. Ein Trainingssystem das auf dieser uralten, aber grundfalschen Theorie* basiert, kann so durchdacht nicht sein. Diese Annahme bestätigte mir leider auch Herr Asendorf.

Obwohl ich ihm zugestehen muss, dass er durchaus auch gute Ansätze vorweisen konnte, wie zum Beispiel die Verwendung klarer Signale statt verschachtelter Sätze, hat mich insbesondere die Vorführung am Zuschauerhund Leo in meinen negativen Gedanken bestärkt. Ziel war, dass der Hund ihm angebotene Leckerlis auf der Hand des Menschen liegen lässt. Die Lösung von Herrn Asendorf? Sich frontal über den Hund beugen (Drohgeste), und mit der Hand nach der Schnauze datschen wenn der Hund versucht die Kekse zu nehmen (hinzufügen von Schmerz- und Schreckreiz). Mich beschleicht das Gefühl, Herr Asendorf wäre mir böse, wenn ich mich vor ihm aufbauen und ihm 50 Euro hinhalten würde, nur um dann auf seine Hand zu datschen wenn er sie annehmen will. Gewaltfrei ist das nicht, und der Hund lernt in erster Linie Misstrauen vor dem Menschen. Warum so, wenn es auch anders, und vorallem für den Hund nachvollziehbar geht? Der Hund in diesem Beispiel hatte keine Chance, es richtig zu machen, oder zu erahnen was ihn erwartet. Deutlich angenehmer für das Tier wäre ein Lernweg, bei dem der Hund statt Schreck- und Schmerzreizen Erfolgserlebnisse hat. So eine Lösung ist im übrigen auch deutlich effizienter.

Junge Hunde brauchen Erfolge, keine Strafen. Labradoodle Cookie, Foto von Lara

Junge Hunde brauchen Erfolge, keine Strafen. Labradoodle Cookie, Foto von Lara

Auch der an eine Halterin gegebene Ratschlag, das Bellen des Hundes mit einem Schwall Wasser zu unterbinden, finde ich bedenklich. Auf die kritische Nachfrage der Frau entgegnete Herr Asendorf (freies Zitat) „Ein bisschen Wasser hat noch keinem Hund geschadet“. Das zeigt leider vorallem dass es in Herrn Asendorfs Verständnis vom Hund noch Lücken gibt. Plötzlich mit Wasser bespritzt oder übergossen zu werden ist weder für Menschen noch für Hunde besonders angenehm. Glauben sie nicht? Einfach mal beim Partner, Freund oder Arbeitskollegen ausprobieren und die Reaktionen beobachten. Außerdem ist Herrn Asendorfs Aussage ein Widerspruch in sich. Wäre dem Hund der unangekündigte Wasserkontakt egal, wieso sollte er denn dann nach der „Behandlung“ damit das Bellen unterlassen? Weil er sich plötzlich in Anbetracht des Auslösers für sein Bellen so wohl fühlt? Wohl kaum.
Auch die Anwendung von Wasserspritz, -sprüh oder -gussgeräten ist ein aversives, das heißt für den Hund unangenehmes Mittel, mit dessen Hilfe Verhalten gehemmt werden soll. Im Klartext: Der Hund soll das unerwünschte Verhalten aufgrund von Angst vor den Folgen unterlassen. Er lernt weder, was er anstelle des unerwünschten Verhaltens tun soll, noch der Situation entspannt zu begegnen. Das ist zum einen Symptombekämpfung und zum anderen die beste Methode, sowohl Selbstbewusstsein als auch Vertrauen des Hundes zu beschädigen. Eine Garantie, dass die Methode wirkt, gibt es nicht. Ebenso kann durch die Angst vor der Strafe das Verhalten verstärkt werden, wenn der Hund die Strafe nicht mit seinem Verhalten, sondern mit z.B. einer durch den Hausflur gehenden Person verknüpft, und er diese Person durch sein Bellen verscheuchen (und sich selbst so vor der Strafe bewahren) möchte. Die meisten Leinenpöbler blicken auf einen derartigen Teufelskreis aus Strafe und stärker werdender Aggression zurück.

Wer mit postivier Strafe arbeiten will, der sollte wenigstens wissen wie, und sich der Risiken und Nebenwirkungen bewusst sein.

Eine straffreie Lösung bleibt dennoch immer der beste Weg.

Verharren auf Signal: Geübt über Spaß an der Sache. Foto von Lara

Verharren auf Signal: Geübt über Spaß an der Sache. Foto von Lara

Ich kann daher den Weg zu Vertretern von Martin Rütter nicht empfehlen.

Für offene Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Lara

* Warum Hunde keine Rudelführer brauchen erklärt diese großartige Artikelserie von Esther Hufschmid sehr genau.
** Inzwischen habe ich zum Thema Warum ich kein Rudelführer bin auch einen eignene Artikel. 🙂